Kalkulation Stossstange Reparaturlackierung
Gemäss Systembeschreibung Audatex ist bei der Reparaturlackierung von Kunststoffteilen ein Fülleranteil bis maximal 15 % der Bauteilfläche im Grundansatz enthalten. Wird diese Fläche überschritten, ist ein zusätzlicher Aufwand auszuweisen und entsprechend zu vergüten. In der Praxis gibt es zwei klar unterscheidbare Ursachen, weshalb dieser Grenzwert überschritten werden kann.
1. Schadenbedingt grosse Instandsetzungsfläche
Ist der eigentliche Schaden flächenmässig gross, entsteht häufig eine Füllerfläche, die über den im Audatex-Grundansatz enthaltenen 15 % liegt. In diesem Fall ist der Mehraufwand direkt und eindeutig schadenkausal begründet. Die zusätzliche Füllerarbeit dient der Wiederherstellung der ursprünglichen Oberflächenqualität und stellt somit eine klassische, technisch notwendige Mehrleistung dar.
2. Vorschädigungen und Mikroverletzungen ausserhalb der Primärschadenstelle
Unabhängig von der Grösse des eigentlichen Schadens zeigt sich im Alltag von Karosserie- und Lackierbetrieben häufig, dass Kunststoffteile – insbesondere Stossstangen – eine Vielzahl von Mikroverletzungen aufweisen. Dazu zählen feine Steinschläge, kleinste Kerben, Oberflächenaufbrüche oder Vorschädigungen aus dem normalen Fahrbetrieb. Diese werden von Versicherungen oft als Gebrauchsspuren eingestuft und nicht dem aktuellen Schaden zugeordnet.
Aus technischer Sicht ist jedoch festzuhalten, dass eine fachgerechte Reparaturlackierung ohne saubere Angleichung der gesamten zu lackierenden Zone nicht möglich ist. Werden diese Mikroverletzungen nicht mit Füller egalisiert, zeichnen sie sich nach der Lackierung deutlich ab. Das Resultat ist ein sichtbar schlechtes, unruhiges Oberflächenbild, das weder den handwerklichen Standards noch dem berechtigten Qualitätsanspruch des Kunden entspricht.
Die zusätzliche Füllerarbeit in diesen Bereichen dient deshalb nicht der Aufwertung oder Verbesserung des Bauteils, sondern ist Voraussetzung dafür, überhaupt ein technisch korrektes und optisch mängelfreies Resultat zu erzielen. Unterbleibt sie, wird der Zustand vor dem Schaden nicht erreicht, womit das Prinzip der Naturalrestitution verletzt wäre.
Zusammenfassung
Eine Überschreitung der im Audatex-System enthaltenen 15 % Füllerfläche kann sowohl durch den Umfang des eigentlichen Schadens als auch durch technisch unvermeidbare Vorarbeiten aufgrund bestehender Mikroverletzungen bedingt sein. In beiden Fällen handelt es sich nicht um freiwillige Mehrleistungen, sondern um notwendige Arbeiten, um eine fachgerechte, dem Stand der Technik entsprechende Reparaturlackierung auszuführen.
Diese sachliche Differenzierung soll dazu beitragen, das Verständnis zwischen Werkstätten, Versicherungen und Kunden zu verbessern und sicherzustellen, dass notwendige handwerkliche Leistungen auch korrekt beurteilt und entschädigt werden.